Coltrane, McLaughlin, Sanders und Santana sind die Vorbilder von Nils Pollheide und Katharina Maschmeyer. Mit ihrem KaMa Quartet spielen sie Fusion-Jazz ohne Patina – am Freitag in der Halle 424.
Das Portal Allaboutjazz nennt es eine „unerbittliche Attacke“. „The sound is loud, raw, and dangerous“ – so wird “The Inner Mounting Flame” beschrieben, das bald 50 Jahre alte Debütalbum des Mahavishnu Orchestra. Anno 2019 klingt solch rabiater Jazzrock ein wenig angestaubt, 1971 war die Kombination von schriller Violine, Hammond-Orgeln und maschinengewehrartigen E-Gitarren-Salven schwer angesagt. Die Platte bedeutete den Durchbruch für den Gitarristen John McLaughlin, und beeinflusst Bands noch heute. Eine davon ist das KaMa Quartet, das für sein aktuelles Album das Cover des Klassikers nachahmt, und für ein Foto sogar dieselben Sitzpositionen einnimmt wie McLaughlin und Bandgenossen.
Was McLaughlin „Inner Mounting Flame“ nannte, war für John Coltrane die „Love Supreme“: Dankbarkeit ausdrücken, anerkennen, dass musikalisches Talent von einer höheren Macht kommt. Musik um ihrer selbst willen, egofrei. Katharina Maschmeyer, deren Name einst Pate für das KaMa Quartet stand, hat den spirituellen Hintergrund des Über-Saxophonisten Coltrane nicht ausführlich studiert, doch dessen Opus Magnum „A Love Supreme“ war für sie nicht bloß künstlerische Inspiration. „Nils und ich hatten eine Phase, in der wir dieses Album sehr viel gehört haben“, erzählte die Saxophonistin dem Deutschlandfunk, „besonders an Tagen, an denen wir Kraft brauchten, hat uns diese Musik extrem gut getan.“
Nils ist Maschmeyers Lebensgefährte und ihr wichtigster musikalischer Partner im KaMa Quartet: Nils Pollheide. Der Gitarrist war die treibende Kraft hinter dem Tribute-Album „A Love Supreme/Universal Tone“, welches das komplette Coltrane-Werk mit zwei Eigenkompositionen kombiniert. Und mit einem Stück eines weiteren Spiritual Jazz-Helden: Pharoah Sanders‘ „The Creator Has A Masterplan“. Das KaMa Quartet spielt Fusion-Jazz ohne Patina, weniger schrill als McLaughlin, aber ähnlich kraftvoll. Im Coltraneschen Sinne egofrei ist der Sound, trotz ausufernder Soli von Maschmeyer und Pollheide, dessen Ton eher an Carlos Santana als an McLaughlin erinnert. Schlagzeuger Jens Otto und Philipp Rüttgers an Rhodes und Synthie-Bass komplettieren das Quartett, das mit Special Guest tourt: Nippy Noya. Der 72jährige japanischstämmige Holländer spielte früher Percussion in den Bands von Stan Getz, John McLaughlin und Billy Cobham. So schließt sich der Kreis.
KaMa Quartet – A Love Supreme – featuring Nippy Noya
Halle 424, Freitag, 15.02., 20 Uhr, 18 Euro
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