©Matthias Kuhaupt

Eine eigene Mentalität bauen – der Bassist Giorgi Kiknadze

Der Jazzbassist Giorgi Kiknadze bekommt den Werner Burkhardt Musikpreis 2020. Und spielt ein Programm mit eigenen Arrangements von Beatles-Songs in der Fabrik.

„Zwei Jahre lang bin ich noch jung“, sagt Giorgi Kiknadze und lacht. Seit 2012 zeichnet die Hamburgische Kulturstiftung herausragende junge Jazzmusiker*innen aus. Dieses Jahr wird der mit 7.500 Euro dotierte Werner Burkhardt Musikpreis (benannt nach einem 2008 verstorbenen Feuilletonisten) dem Bassisten Kiknadze zuerkannt. Der wird erst in zwei Jahren 40 – bis dahin zählt man in den Augen der Jury (besetzt u.a. mit Elbphilharmonie-Sprecher Tom R. Schulz und Bass-Kollegin Lisa Wulff) noch zum Jazz-Nachwuchs.

Giorgi Kiknadze sei „verlässlich und stilsicher als Begleiter, virtuos als Solist, tiefgründig als Komponist“, heißt es in der Begründung. In den Bands von Anna-Lena Schnabel, Gabriel Coburger und Heiko Fischer hat der Hamburger Kontrabassist schon gespielt. 2019 erschien sein Debütalbum „Paysage“. Im selben Jahr führte er mit seiner Band H.S.K.K.K. eigene Arrangements von David-Bowie-Songs auf. „Es hat mich gefreut, dass die Jury betont hat, dass ich in zwei Welten zuhause bin“, sagt Kiknadze. „Ich spiele gerne Standards, aber auch Popmusik. Wenn man open-minded ist, dann gibt es keine Limits.“

Schon in seiner Kindheit im georgischen Tiflis spielte er Cello, Gitarre und Klavier, entdeckte später den Bass und studierte Jazz an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Und immer spielten die Beatles eine Rolle. „Das ist die Musik, die ich mit am meisten liebe“, kommentiert der Jazzer, „auch nach all den Jahren habe ich mich nicht daran gewöhnt. Jedes Mal, wenn ich die Songs höre, ist es, als wäre es das erste Mal.“ Am 27. September führt seine Giorgi Kiknadze Group in der Fabrik ein Beatles-Programm auf, zu Ehren des 60. Bühnenjubiläums der Fab Four in Hamburg. Eine delikate Angelegenheit, wie der Bassist betont. „Je wertvoller die Musik für einen ist, desto skeptischer ist man, ob es sinnvoll ist, sie in eine Jazzform zu überführen. Ich war schon im Musikunterricht in der Schule dafür berüchtigt, mich ständig zu beschweren, wenn Beatles-Songs anders als im Original gesungen wurden. Das zieht sich bis heute durch, dass alle genervt sind, wenn ich von den Beatles rede. Die Liebe geht ziemlich tief.“

Als Giorgi Kiknadze neun Jahre alt war, zog seine Familie von Georgien nach Lübeck. Auf die Frage, welche Kultur ihn mehr geprägt habe, antwortet er salomonisch: „Beides steckt in mir, ich muss nicht bewerten, was besser ist. Ich kann mir aus beiden Welten das Beste heraus picken, dafür bin ich dankbar. Ich habe das Privileg, mir meine eigene Mentalität bauen zu können.“

Giorgi Kiknadze Group – plays THE BEATLES
Fabrik, Sonntag, 27. September 2020, 20:00 Uhr
Tickets auf der Fabrik-Seite

 

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