©Yunus Hutterer

Persönlichkeiten, Talent und Seemansgarn – Das Programm der HfMT Young Talents Stage beim ELBJAZZ 2019

Was vor zehn Jahren eher als Zufallsprodukt entstand, ist heute einer der spannendsten Orte des Festivals. Matti Kaiser schreibt nicht nur für JAZZ MOVES, sondern organisiert beim diesjährigen ELBJAZZ alles rund um die HfMT Young Talents Stage. Damit ihr für das Festivalwochenende vorbereitet seid, führt er Euch durch das Programm.

Freitag

Vor der Kulisse des Hamburger Hafens eröffnet am Freitagnachmittag das Saez-Eggers Trio zusammen mit Gabriel Coburger die HfMT Young Talents Stage. Coburger ist längst eine prägende Figur der Hamburger Jazzszene und profitiert ungemein vom energetischen Spiel des Trios um den Pianisten Sandro Saez-Eggers. Danach heißt es: Tief durchatmen, Augen schließen und sich nordisch-kühlen Rhythmen hingeben. Nicht nur im Namen des achtköpfigen Nordnsø Ensembles zeigt die enge Verbundenheit zur Kargheit des hohen Nordens, sondern insbesondere im bandtypischen sphärisch-mystischen Sound.

In mystischen Gefilden ist das European Jazz Lab noch nie unterwegs gewesen. Zu real, zu bereichernd und zu greifbar waren dazu die letzten acht Jahre, die das Kooperationsprojekt unter Schirmherrschaft der HfMT nun besteht. Hier zählt direkte Kommunikation, die über Landesgrenzen und Sprachbarrieren hinweg funktioniert. MusikerInnen aus ganz Europa kommen dazu für das ELBJAZZ Wochenende zusammen und beweisen dabei jedes Jahr aufs Neue: Musik ist grenzenlos, aufregend und vielfältig.

“Viel” trifft bei Michel Schroeder besonders auf die Personenzahl des 17-köpfigen „Michel Schroeder Large Ensembles“ zu. Bei den Kompositionen von Schroeder trifft die Harfe wie selbstverständlich auf Streicher, Bläser und eine vierköpfige Rhythmusgruppe. So viele Soundmöglichkeiten sind die perfekten Rahmenbedingungen für den stilistisch wohl abwechslungsreichsten Sonnenuntergang seit dem letzten ELBJAZZ-Festival.

Samstag

Der Hamburger Hafen ist bis heute Dreh- und Angelpunkt für Menschen aus allen Teilen der Welt. Was würde da besser passen, als den zweiten Festivaltag mit einem europäischen Kleinprojekt zu starten?
Die MusikerInnen des Trios Koloro leben und wirken in Deutschland, Italien und Großbritannien. Ihr Sound klingt nach modernem Jazz und mindestens genau so frisch und offen wie die Biografie der drei MusikerInnen.

Weniger Alltag, mehr Experiment. Das ist das Motto des SPIIC Ensembles um Vlatko Kucan. Die KünstlerInnen des „Studio für polystilistische Improvisation und interdisziplinären Crossover“ widmen sich ausgiebigen Improvisationen, Genresprengendem und der stetigen Suche nach neuen Ausdrucksformen. Ausgang? Ungewiss!

Ihre persönliche Form des Ausdrucks hat Fabia Mantwill schon gefunden. Sie erzählt mit ihrem Saxophon nicht nur alte Geschichten, sondern berichtet in ihren eigenen Kompositionen von Reisen durch die ganze Welt. Bei einer dieser Reisen muss sie auch den New Yorker Saxophonisten Ben Wendel kennengelernt haben. Den bringt sie, neben ihrem hervorragend aufspielenden Quartett, gleich mit auf die Bühne am Elbufer. Wo würden solche Geschichtenerzähler besser hinpassen als dort, wo schon früher die Stürme des Lebens besungen wurden?

Stürmisch trifft auch auf den Dauergast der „HfMT Young Talents Stage“ zu. Motto: Festhalten und alle Mann an Deck. Die HfMT Bigband um ihren künstlerischen Leiter Wolf Kerschek beweist seit ihrem Bestehen eindrücklich, wie viel Gestaltungspotenzial im Sound einer Bigband liegt. Der erste Gast der Bigband, Manuel Grunden, nutzt dieses Potenzial um Antwort auf eine seiner drängendsten Fragen zu finden: Wie weit kann ich mit dem Sound einer Bigband gehen?

Samantha Wright und Adrian Cox sind da weniger grüblerisch. Treibender Swing in modernem Gewand ist garantiert, wenn die beiden zusammen mit der HfMT Bigband ihren Tribut an Benny Goodman zollen.

Phil Siemers schafft es den treibenden Swing seiner Vorgänger mit einer unfassbaren Portion Groove, Soul und Leidenschaft zu verbinden. Dazu kommen intelligente Texte, die nicht nur „den Schein einer neuen Welt“ anprangern, sondern gleichzeitig auch Zwischenmenschlichkeit in all ihren Facetten skizziert. Siemers schließt das Programm der Bühne ganz im Zeichen der aufstrebenden Hamburger Jazzszene. Die besteht, wie das Programm der „HfMT Young Talents Stage“ eindrucksvoll zeigt, aus starken Persönlichkeiten, großem musikalischen Talent und einer Menge frisch gesponnenem Seemansgarn, das nur darauf wartet auch außerhalb Hamburgs erzählt zu werden.


“HfMT Young Talents Stage” beim ELBJAZZ 2019, Platz der Deutschen Einheit (HafenCity), Eintritt frei!

Freitag: 16.00 Uhr – 22.00 Uhr
Samstag: 13.15 Uhr – 22.00 Uhr

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