©Konstantin Bessonov
©Konstantin Bessonov
©Konstantin Bessonov

Sophie entdeckt vier Fakultäten im Künstlerhaus Faktor

Heute reise ich nicht weit. Meine Entdeckung ist fußläufig entdeckbar. An der Sternbrücke ist (noch) viel zu erkunden. Neben kultigen Clubs, urigen Kneipen und Anti-Kater Imbissbuden verbirgt sich hier seit mehr als vier Jahren auch ein Künstlerhaus. Direkt gegenüber vom Waagenbau, versteckt hinter einer Hecke, liegt für mich noch unbekanntes Terrain. Das Künstlerhaus hat einen Vorgarten. 

Ich bin früh da, aber im Vorgarten tummeln sich schon einige Leute – reden und rauchen. Hinter der Eingangstür leuchtet es. Ich betrete einen geräumigen weißen Quader. Ein perfekter Ort für eine Galerie – oder experimentelle Musik. Im Quader ist schon viel los. Wein und Bier wird ausgeschenkt. Die Wände sind bestrahlt mit Mustern und Farben. Im Raum verteilt sind vier Stationen mit Instrumenten, Mischpulten und viel Kabelsalat, der neugierig macht. 

Seitdem das Faktor-Team den Ort für sich entdeckt hat ist viel passiert. Wer die Räumlichkeiten vorher einmal bespielt hat, ist legendär. Ein Varieté-Theater sagt einer, ein Rotlicht Cabaret, ein anderer, ein Kino – aber für Softpornos – wird gemunkelt. Heute bleibt davon nicht mehr viel. Nur ein alter Vorführraum und die Form des Saales erinnern an ein Kino.

Mit Softpornos hat die Veranstaltung aber wenig zu tun. „Varieté“ wird hier jedoch großgeschrieben. Die Vielfalt der Veranstaltungen im Künstlerhaus Faktor spiegelt sich auch im heutigen Event wider: „Vier Protagonisten aus vier eigenständigen Genres treffen zum ersten Mal aufeinander.“ Die geladenen Künstlerinnen und Künstler haben noch nie miteinander gespielt.

Es gibt einen riesen Krach. Jim Black lässt alle zusammenzucken und eröffnet die Session am Schlagzeug. Die Gäste sind schlagartig still und hochkonzentriert. Jetzt gehen wir alle gemeinsam auf Entdeckungsreise. Die Künstlerinnen und Künstler werden an diesem Abend alle mindestens zwei Mal in Kontakt kommen. Die Übergänge sind heute fließend. Wir reisen durch Wälder, Tropfsteinhöhlen, tauchen Unterwasser. Die Visuals regen die Fantasie weiter an. Die drei Veranstalter und die zwei Bookerinnen sind unbesorgt, dass das Konzept aufgeht. Mal fließt es, mal gibt es Brüche. Genau so soll es sein. Langsam fängt der Raum an zu leben. Gäste kommen und gehen. Holen Getränke oder rauchen vor der Tür. Andere lauschen weiter konzentriert. 

Der letzte Ton wird gespielt, doch viele Gäste bleiben. Noch ein Getränk. Das gehörte will diskutiert werden. Ich bin schon gespannt auf 4fakultät #12. Die verschiedenen Genres, die hier aufeinandertreffen, gestalten jeden Abend anders. Vier mal im Jahr treffen hier Künstlerinnen und Künstler aufeinander, um an einem Abend Ungehörtes zu schaffen. Ich komme wieder. Ins Künstlerhaus Faktor und zu 4fakultät.


Die nächsten 4fakultät-Termine: 22. Juni 2019, 14. September2019, mehr Infos hier.

weitere News:

Jazzstudie 2022 – Umfrage zur Situation von Jazzmusiker*innen

1973 wurde sie von renommierten Jazz-Persönlichkeiten ins Leben gerufen. Seitdem tritt die Deutsche Jazzunion für die Belange von Jazzmusiker*innen hierzulande ein. Nun ruft der Verband dazu auf, an einer neuen Studie teilzunehmen, um ein besseres Verständnis für die Situation in Deutschland zu entwickeln.

Die Jazzahead! Messe 2019 – die Konzerthighlights von Felix

Die Jazzahead! ist die wohl wichtigste Jazzmesse der Welt. Ein solches Event, dreieinhalb Tage lang, mit mehr als 3200 Fachteilnehmern aus 61 Nationen, ausgerechnet in Bremen? Doch die Jazzahead! läuft seit 2006 reibungslos ab an der Weser. Nicht zuletzt die auf die Sekunde getakteten Konzerte des angeschlossenen Showcase-Festivals sind ein kleines Wunderwerk der Organisation. Hier […]

Noch keine (nachhaltigen) Geschenke? „Schenk doch Kultur“

Seit zwei Wochen hängen die Plakate in der Stadt:  „Schenk doch Kultur“. Die Weihnachtsaktion von „Kulturstadt Hamburg“  wirbt für die Kultureinrichtungen unserer Stadt. Den Hintergrund kennen wir alle: Künstler, Veranstalter und Kultureinrichtungen kämpfen immer noch mit den Folgen der vergangenen zwei Pandemiejahre. Warum also nicht Gutscheine oder Tickets für Kultureinrichtungen und -veranstaltungen zu Weihnachten verschenken? […]