Die Hamburger Baritonsaxofonistin Tini Thomsen gehört zu den außergewöhnlichen Musikerinnen der hiesigen Jazzszene. Jahrelang hat sie in den Niederlanden gelebt, vor rund zweieinhalb Jahren zog sie wieder zurück in den Norden. Mit ihrer internationalen Band MaxSax hat sie mit „Shift“ ihr drittes Album veröffentlicht, das einer rasanten Ausfahrt mit einem Sportwagen gleicht.
Bereits nach wenigen Takten denkt man, man würde in den Beifahrersitz eines sportlichen Oldtimers gedrückt. Jeder Akkordwechsel klingt, als würde man einen Gang raufschalten und dann das Gaspedal wieder durchtreten und der Motor erneut aufheulen. Der Name der Band ist Programm: MaxSax, das steht für maximale Saxofon-Power. Baritonsaxofonistin Tini Thomsen und Nigel Hitchcock am Alt geben die Richtung vor, das Ganze wird gepusht und unterstützt von der Rhythmusgruppe mit dem Amerikaner Tom Trapp, Gitarre, und den beiden Niederländern, dem Bassisten Mark Haanstra und Joost Kroon am Schlagzeug.
Die Rhythmusgruppe kennt Thomsen aus ihrer Studienzeit in Amsterdam, Nigel Hitchcock, mit dem sie inzwischen verheiratet ist, hat sie später in England kennengelernt. Logistisch ist das nicht gerade einfach, aber die Baritonsaxofonistin hat keine andere Wahl, meint sie: „Es sind einfach die Typen, mit denen ich spielen muss. Ob die jetzt Holländer oder Chinesen sind, das ist mir ziemlich egal, das ist die Band, die sich herauskristallisiert hat.“
MaxSax spielt High-Energy-Jazz, wie Tini Thomsen es einmal selbst genannt hat. Es gibt nur selten ruhige Momente auf „Shift“ und selbst wenn, dann steckt auch in diesen Momenten eine unglaubliche Intensität. „Die Musik muss so gespielt werden, weil sonst bringt das alles nichts.“ So vermittelt Thomsen ein klares und unmissverständliches Statement. Alles was mittelmäßig ist, findet die 37-Jährige Hamburgerin, ist langweilig.“Und wenn wir uns nicht in dem, was wir gut können, wenn wir uns da nicht gegenseitig verstärken, dann droht es irgendwann unterzugehen. Das heißt wir machen lieber 1000% Energie anstatt gute hundert, weil dann kriegt’s auch wirklich jeder im Publikum mit.“
Dass 1000% Energie beim Publikum ankommt, hat MaxSax im vergangenen Jahr beim Festival Jazz Open in Planten un Blomen bewiesen. Jedes Album ist anders, meint Tini Thomsen. Nachdem bei der letzten Produktion ein anderer Drummer dabei war, ist das Quintett inzwischen wieder zur ursprünglichen Besetzung zurückgekehrt. „Wir haben jetzt glaube ich so richtig unseren Bandsound gefunden, das hat auch nochmal so ein bisschen Kick gegeben. Und jeder weiß jetzt wirklich, wirklich genau verdammt gut, was es braucht um mich als Baritoninstrument – immer sehr schwierig – zu unterstützen.“
Tatsächlich ist der Sound der Band auf Tini Thomsen zugeschnitten, was aber eigentlich ganz natürlich ist, sagt sie. Melodien, die im Ohr bleiben, klares und treibendes Schlagzeugspiel und knackige Gitarren- und Bassriffs spielen dabei wichtige Rollen. Aber auch die Persönlichkeiten der Musiker haben enorme Bedeutung.
Tini Thomsen ist eine temperamentvolle, manchmal auch aufgedrehte Künstlerin – nicht verwunderlich, dass sie ihre Energie in Musik kanalisiert. Ihre Bandmitglieder fangen ihr Temperament nicht etwa ein oder gleichen es aus. Auf „Shift“ wird deutlich, dass sich die Energie von jedem der vier Musiker gegenseitig befeuert und potenziert. Das ist wirklich High-Energy-Jazz.
Das Versprechen, High-Energy-Jazz zu spielen hält MaxSax also – „Shift“ steckt voller Musik, die explodiert und übersprudelt, aber vor allem ohne Schnörkel den außergewöhnlichen, kraftvollen und spontanen Charakter von Tini Thomsen als Markenzeichen trägt. Und das macht Spaß – ganz offensichtlich auch der Bandleaderin selbst.
Mehr Infos und einen kleinen Vorgeschmack auf das neue Album „Shift“ findet ihr hier.