©Niklas Stadler

Über die Schönheit des Momentes – “flow generator” bringen ihr Debütalbum heraus

Der Hamburger Komponist und Musiker Vincent Dombrowski ist bekannt für seine Umtriebigkeit. Mit “flow generator” hat er nun ein Projekt initiiert, das sich vor allem durch seine talentierten Musiker*innen auszeichnet. Mit Gustav Broman (Bass), Albin Vesterberg (Gitarre), Lukas Schwegman (Schlagzeug) und Camila Nebbia (Tenorsaxophon) hat Dombrowski Personen um sich geschart, die gleichermaßen erfahrene Improvisateur*innen und Grenzgänger*innen sind. So werden die Kompositionen bewusst zu klanglichen Grenzerfahrungen, die in abstrakten Momenten neue Perspektiven schaffen – musikalisch und persönlich.
“flow generator”, das gleichnamige Debütalbum der Band, ist so zu einem vibrierenden Stück Avantgarde-Jazz geworden, das sich fließend zwischen durchkomponierter Eleganz und kollektivem Wahnsinn bewegt. Schöne Momente sind in all diesen ambitionierten Kompositionen trotzdem zu finden. Die Band zeichnet sich bei aller Logik, Effizienz und technischem Wahnwitz vor allem durch kleine menschliche Momente aus, die das Album zu einem herausfordernden und zu jeder Zeit hörenswerten Debütwerk machen. 
Im Interview mit JM-Autor Matti Kaiser berichtet der Bandleader und Wahlhamburger Vincent Dombrowski von einem internationalen Projekt, welches die Räume zwischen Jazz und Neuer Musik auslotet und dabei stets puristisch klingt.

“flow generator” ist ein komplett neues Bandprojekt von Dir. Wie kam es dazu?
Eigentlich spiele ich schon seit meinem Bachelor-Konzert mit einem Großteil der Musiker*innen zusammen. Irgendwann kam dann noch Camila Nebbia dazu, die ich über einen gemeinsamen Kontakt aus New York kennengelernt habe. Alle Leute in der Band haben eine ähnliche musikalische Auffassung, achten aufeinander und sind wahnsinnig individuell in ihrem Spiel. Albin und Gustav spielen schon seit Jahren viel im Duo und sind somit quasi eine Band in der Band. Das sind ideale Voraussetzungen, um tief zu schürfen.

Ihr habt jetzt euer Debütalbum veröffentlicht. Wie verlief der Aufnahmeprozess?
Das Album ist eine kondensierte Version von dem, was wir live machen. Die Zeit im Studio hat sich daher auch nicht wie eine Aufnahme, sondern wie ein Live-Set angefühlt. Michel Schroeder saß in der Regie und hat sich Notizen zu den einzelnen Takes gemacht, die wir im Anschluss mit ihm besprochen haben. Im Zweifel haben wir es dann im nächsten Durchgang anders gespielt. Am Ende hatten wir die Qual der Wahl, welcher der Takes es auf das Album schafft. Das Zusammenstellen und Mischen der Tracks im Clouds Hill Studio in Hamburg waren dann nochmal ein eigener kreativer Prozess.

Was war euch wichtig hinsichtlich des Sounds?
Alles ist so gespielt, wie man es jetzt hört. Die Spuren wurden nicht nachträglich editiert, was unseren eher puristischen Sound ausmacht. Da schnarrt halt mal eine Gitarrensaite oder fliegt ein komischer Oberton herum. Genau in dieser Momentaufnahme liegt eine absolute Schönheit.

Du bist Komponist aller Stücke. Hast Du alles extra für die Band geschrieben?
Teilweise sind die Stücke schon alt. “Gamma” konnte ich zum Zeitpunkt des Komponierens überhaupt nicht spielen. Dank der Fähigkeiten meiner Mitmusiker*innen können wir inzwischen sehr frei mit der Komposition umgehen. Einige Stücke sind aber auch extra für die Band und im Wissen, wer die jeweiligen Teile spielt, geschrieben. Die Sachen müssen so konkret sein, dass jede*r zu jederzeit führen kann und gleichzeitig über so viel Offenheit verfügen, dass sie jederzeit anders gespielt werden können.

Wie probt man mit einer Band, deren Songs eigentlich ausschließlich aus individueller spielerischer Freiheit und Improvisation besteht?
Manche der Stücke sind in rhythmischer Hinsicht erstaunlich komplex und daher aufgeschrieben. Die muss man schlichtweg proben. Das ist aber die Basis um frei zu agieren. Alle in der Band sind extrem gute Zuhörer*innen und erfahrene Improvisateure. Das zeichnet alle Musiker*innen aus!

Wie geht es mit dem Projekt weiter?
Wir kommen grad von einer Releasetour mit 6 Konzerten wieder und planen schon die nächste. Einige Konzerte sind auch im Ausland geplant, wir sind ja immerhin eine internationale Band. Außerdem schreibe ich bereits an neuem Material für ein weiteres Album. Es geht also wirklich nahtlos weiter.
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Das Album “flow regulator” der gleichnamigen Band bestehend aus Vincent Dombrowski (Alto Sax, Alto Flute), Camila Nebbia (Tenor Sax), Albin Vesterberg (Git), Gustav Broman (Bass) und Lukas Schwegmann (Drums) ist am 08.09.2023 beim Label sts|sts records herausgekommen.

Hier kann man es erwerben: https://stsstsrecords.bandcamp.com/album/flow-regulator
Hier der Webauftritt: http://vincent-dombrowski.com/projects

Gefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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