Thank you for the music, Bob!
Rubrik
Feature
Veröffentlicht
10.09.24Autor:in
Heinrich Oehmsen
Heinrich Oehmsen
Als sich die Nachricht von seinem Tod sich im vergangenen April verbreitete, war das ein schwerer Schock für die Musiker der Downtown Bigband und für die vielen Weggefährten und Schüler, mit denen Bob Lanese gemeinsam musiziert hat oder denen er entscheidende Hinweise für ihre Karriere gegeben hat. "Wir haben ihm viel zu verdanken. Für viele war die Downtown Bigband der Start in eine Karriere als Berufsmusiker", schrieb Stephan von Löwis kurz nach Laneses Tod auf der Website der Bigband. "Noch sind wir sprach- und ratlos und hoffen, dass seine Trompete jetzt in anderen Sphären erklingt."
Bob wurde 1941 in Cleveland geboren. Er studierte an der Ohio State University, ging zum Militär, studierte in Texas weiter und kam 1970 mit der Bigband seiner Hochschule nach Europa, um dort beim Montreux Jazz Festival aufzutreten. Ein Jahr später war er wieder in dem mondänen Ort in der Schweiz, dieses Mal mit dem Glenn Miller Orchestra unter der Leitung von Buddy DiFranco. Diesmal blieb er in Europa, weil er sich verliebt hatte. Und zwar in die Stadt Hamburg. Musikalisch ging es für ihn in der Hansestadt ebenfalls schnell weiter. Lanese spielte kurz bei der NDR Bigband und dann bei James Last. 30 Jahre lang war er Solotrompeter im Orchester des erfolgreichen Bandleaders. Mit dem markanten Ton seiner Trompete markierte er die Entwicklung des "Easy Listening"-Sounds von Last entscheidend mit. Lanese war sowohl in der Welt der Unterhaltungsmusik als auch im Jazz zu Hause.
Am 9. Oktober treffen sich die Musiker der Downtown Bigband und viele von Laneses Weggefährten zu einem Memorial Konzert in der Fabrik. Es haben sich bereits eine Reihe erstklassiger Musiker für diesen Erinnerungsabend angekündigt. Michael Leuschner, wie Lanese ein erstklassiger Trompeter, wird die Bigband an diesem Abend leiten, die Moderation übernimmt der langjährige ehemalige Posaunist Wingolf Grieger, auch er ein ehemaliges Mitglied der Downtown Blues Band. Das musikalische Programm verspricht viel Abwechslung. So soll es unter anderem ein Arrangement für zehn Trompeter geben. Mit dabei sind unter anderem Thorsten Benkenstein von der NDR Bigband, Heiko Quistorf und Torsten Maaß, der aktuell in Bob Brookmeyers New Art Orchestra spielt. Zugesagt haben auch der renommierte Sänger Jeff Cascaro, die Sängerin Julie Silvera, eine enge Freundin von Lanese, der US-Posaunist Joe Gallardo und Fiete Felsch, einer der herausragenden Saxofonisten der NDR Bigband.
Lanese hat nicht nur bei James Last gespielt, sondern auch Schallplattenaufnahmen mit anderen Künstlern gemacht, weil er ein besonderen Ton hatte und ein äußerst versierte Musiker gewesen ist. Max Greger, Bert Kaempfert, Peter Herbolzheimer, Marius Müller-Westernhagen und ein paar andere holten Lanese für Aufnahmen ins Studio. Auch unter seinem eigenen Namen hat er Platten veröffentlicht. Ein großes Anliegen war dem Mann aus Cleveland immer die Ausbildung und Förderung junger Musiker. Er war ein geduldiger und versierter Musikpädagoge. Auch das Landesjugendjazzorchester Thüringen hat Lanese von 1995 bis 2007 geleitet.
Lanese, der in Blankenese gelebt hat, zeichnete auch große Hilfsbereitschaft aus. Als er erfuhr, dass sein Trompeter-Kollege Clark Terry schwer erkrankt war und die Krankenpflege nicht mehr bezahlen konnte, organisierte er mit der Downtown Bigband ein Benefiz-Konzert für den berühmten amerikanischen Kollegen. Doch nicht nur große Hilfsbereitschaft hat diesen großartigen Musiker ausgezeichnet: Lanese genoss wegen seiner Natürlichkeit und seines Humors großen Respekt. Er besaß ein großes Netzwerk und ließ davon viele Kollegen und Schüler profitieren. Auch das ein Grund, warum so viele Kollegen zu dem Memorial Concert im Oktober zugesagt haben und ihm zurufen werden:
"Thank you for the music, Bob!"
Wann
9.10.24
Wo
Fabrik
Tickets
Bands
Memoria Concert mit der Downtown Bigband und Freunde (Julie Silvera, Jeff Cascaro, Joe Gallardo, Fiete Felsch, Michael Leuschner, ...)
Weitere Infos
Beginn 19.30, Karten 24,-/erm. 20,-, teilbestuhlt