Genrevielfalt für alle!
Überjazz am 1. und 2.11. auf Kampnagel
Rubrik
Konzerttipp
Veröffentlicht
28.10.24Autor:in
Jan Paersch
„Es ist ein Festival für Music Lover“, sagt Heiko Jahnke. Der DJ und Booker ist seit 2010 Künstlerischer Leiter des Überjazz Festivals. 2024 findet es wieder am 1. und 2. November statt, in den Hallen der Kulturfabrik Kampnagel.
McCoy Tyner, John Scofield, Herbie Hancock – Legenden, die alle schon beim Überjazz zu Gast waren. Längst setzt Jahnke nicht mehr auf solche kostspieligen Jazz-Altstars, stattdessen geht das Programm in die Breite. Wo früher Bop und Modern Jazz zu hören waren, ist heute Platz für brasilianischen Pop von der Sängerin Dora Morelenbaum, oder vom Singer/Songwriter Roger José Cury alias Rogê.
Oder für Camae Ayewa. Die Musikwelt kennt sie als Moor Mother. Ihre wütende Protestlyrik, die sie als „Black Ghost Songs“ bezeichnet, vertont die Aktivistin/Spoken-Word-Künstlerin mit Versatzstücken aus Punk und Rap, auch Ambient und Electronica-Einflüsse sind der Frau aus Philadelphia nicht fremd.
Weiter Headliner ist ein Mann, der seit 30 Jahren nicht in Hamburg aufgetreten ist. Der Perkussionist und Sänger Kahil El'Zabar tourte in den Siebzigern mit den Bands von Stevie Wonder und Nina Simone; für Simone entwarf er sogar Kleidung. El'Zabar, geboren 1953 als Clifton Blackburn in Chicago, gründete vor fast genau 50 Jahren sein Ethnic Heritage Ensemble. Eine Band mit einem für damalige Verhältnisse beinahe radikal reduzierten Lineup: zwei Bläser, ein Perkussionist. Beim Überjazz tritt die Gruppe zur Abwechslung zu viert auf.
Man kommt auf seine Kosten, auch wenn man sich nicht im Jazz verortet.
Für die Genrevielfalt des Überjazz steht auch der Schwerpunkt auf den Acts des bahnbrechenden Chicagoer Labels International Anthem. Dort veröffentlicht der Trompeter und Komponist Will Miller sein Projekt Resavoir. Miller war Teil der Band Whitney, arbeitete mit Rappern wie A$AP Rocky. Resavoir lebt von einem üppigen Soul-Jazz-Sound, angereichert mit verwaschenen Beats. Auch auf International Anthem und Kampnagel zu hören: Ibelisse Ferragutti & Frank Rosaly mit betörenden Latin/Avantgarde/Post Rock-Klängen und Jeremiah Chiu und Marta Sofia Honer aus Los Angeles. Das Duo steht für zarten Ambient, der sich aus Field Recordings und analogen Synthies, kombiniert mit Bratsche, zusammensetzt.
Auch Hamburg ist mit von der Partie: der Beatmaker Farhot arbeitet mitten im Schanzenviertel, beim Überjazz tritt er mit etlichen Specials Guests auf, darunter Drummer Silvan Strauss (Träger des Hamburger Jazzpreis’ 2021). Feinste Downtempo-Hip-Hop-Kunst.
Bands
Freitag: Moor Mother · Sven Wunder · Flock · Rogê · Cole Pulice · Tara Clerkin Trio · Ibelisse Guardia Ferragutti & Frank Rosaly · Sonic Interventions · Jeremiah Chiu & Marta Sofia Honer · Dora Morelenbaum · and many more
Samstag: Kahil El’Zabar · Laraaji · Farhot · Resavoir · Kassa Overall · Eddie Chacon & The Zenmenn · The Zenmenn · Another Taste · Collettivo Immaginario · Group Listening · Rosa Brunello · Combo Aspik · and many more