The New Cool - Nica Jazz Club!
Rubrik
Feature
Veröffentlicht
20.11.24Autor:in
Heinrich Oehmsen
Hamburg hat einen neuen Jazzclub. Einen, der mitten in der Innenstadt unmittelbar beim Rathaus liegt und der für die Zukunft ein aufregendes Programm verspricht. Und der sich international mit anderen Clubs wie dem Ronnie Scott's in London oder dem Porgy & Bess in Wien messen kann. Das Nica ist ein weiterer Baustein des Musikstandortes Hamburg und seiner zunehmenden Begeisterung für den Jazz...
was bisher dem unermüdlichen Einsatz von Konzertveranstalter Karsten Jahnke und den Programmen der Elbphilharmonie zu verdanken ist. Das Nica bereichert die Szene und schließt eine Lücke, die durch die Pause des Elbjazz-Festivals im kommenden Jahr entstehen wird. Mit seinen 300 Sitzplätzen ist er deutlich größer als das Birdland oder der Cotton Club, den seit Jahrzehnten in der Hansestadt noch existierenden Jazzclubs.
Geleitet wird das Nica von Fee Schlennstedt, einer erfahrenen Musik-Managerin. Sie war sieben Jahre lang künstlerische Leiterin auf Schloss Elmau; später hat die das Programm in der Unterfahrt verantwortet, dem wichtigsten Jazzclub Münchens; zuletzt war sie drei Jahre lang künstlerische Leiterin im Quasimodo in Berlin und gewann 2019 für ihre dortige Programmgestaltung die Auszeichnung als "Club des Jahres" und den "Applaus 2019". Das Nica hat sie seit 2020 zusammen mit dem Jazzfan und Versicherungsmakler Robert von Bennigsen geplant und finanziert. Seit Juli 2023 ist die Fläche am Alten Wall 20 ausgebaut worden, am vergangenen Wochenende wurde der Club mit ausverkauften Konzerten von Richard Bona und Theo Croker vor einem begeisterten Publikum eröffnet.
Das Nica ist das Gegenteil eines verrauchten Jazzclubs mit jahrzehntelanger Patina und abgeranzten Mobiliar. Der Raum versprüht mit seinem hellen Fußboden, der schwarz gestrichenen Decke und seinem dunklen Tischen und Stühlen ein cooles und urbanes Flair. Die verglaste Fensterfront gibt den Blick frei auf den Alsterfleet und die Rückseite der edlen Geschäfte und Büros des Neuen Walls. Die Wände im ersten Stock, wo sich Garderobe, Toiletten und der Backstage-Bereich für die Musiker befinden, ist in warmer rostbrauner Farbe gestrichen. Nicht optimal sind die drei großen Säulen mitten im Saal, aber tragende Säulen kann man nicht einfach abmontieren. Ein Hingucker ist auch die Bar, die für Hamburger Nachtschwärmer auch dann noch geöffnet bleibt, wenn die Konzerte beendet sind.
Fünf Tage in der Woche soll das Nica geöffnet sein. Das Programm der nächsten Wochen und Monate liest sich vielversprechend. Unter anderem holt Schlennstedt die kanadische Sopransaxofonistin Jane Bunnett und das legendäre Count Basie Orchestra. Dee Dee Bridgewaters Auftritt am 1.12. ist bereits ausverkauft. Auch Jazzmusiker aus Deutschland wie Torsten Goods, Julian & Roman Wasserfuhr oder Eva Kruse bekommen nun eine weitere Auftrittsmöglichkeit in der Hansestadt. Auch Hamburger Künstler hat Schlennstedt auf ihrem Programmzettel. Der Auftritt von Miu ist bereits ausverkauft, mit We Don't Suck, We Blow! kommt eine junge Band ins Nica, die verschiedene Stile wie Fusion, TripHop, Cool Jazz und Psychedelic miteinander vermischt. Auf künstlerische Qualität wird natürlich geachtet, aber strenge stilistische Grenzen werden nicht gezogen. Mit Martha High zum Beispiel gastiert eine Soulsängerin am Alten Wall, die 30 Jahre lang für James Brown gesungen hat.
Den Namen Nica hat Schlennstedt gewählt, weil er auf eine bedeutende Mäzenin des Jazz zurückgeht: Die Baroness Pannonica de Koenigswaerter, genannt Nica, förderte in den 50er-Jahren mit großer Leidenschaft eine Reihe von afroamerikanischen Jazz-Musikern in New York und war eng mit dem berühmten Pianisten Thelonious Monk befreundet. Ein guter Name, weil er für Aufbruch und Passion steht.