Jazz Moves Hamburg

Bassist Tilman Oberbeck erhält Hamburger Jazzpreis 2025

Der Musiker setzt sich seit Jahren für die Hamburger Jazzszene ein.

Rubrik

Feature

Veröffentlicht

15.04.25

Autor:in

Angela Ballhorn

Der Preisträger des Hamburger Jazzpreises 2025 Tilman Oberbeck • Foto: https://StevenHaberland.com

Der Bassist Tilman Oberbeck bekommt den Hamburger Jazzpreis 2025. Er ist künstlerischer Geschäftsführer der JazzHall.

Der Bassist Tilman Oberbeck wurde von dem Hamburger Jazzpreis tatsächlich etwas überrumpelt. Spannend fand er den Preis immer schon und hatte sich ab und an gefragt, ob er in Reichweite der Auszeichnung wäre. „Dann habe ich mich umorientiert und war fein damit. Den Gedanken an den Preis hatte ich aufgegeben, und dann kommt er zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr darüber nachgedacht habe“, lacht der Musiker.

Seit Januar 2024 hat er das eigene Musizieren für seine Tätigkeit in der JazzHall sehr reduziert. 40 Konzert pro Jahr werden für die JazzHall konzipiert und organisiert, neue Ideen und neue Reihen entwickelt. Dass Tilman Oberbeck sich vor dieser Arbeit schon über die Jazz Federation aktiv eingebracht hat, um das Umfeld für Hamburger Jazzmusiker zu verbessern, hat geholfen. „Ich bin zu dem Punkt, an dem ich jetzt mit der JazzHall stehe, nicht nur als Bassist gekommen, sondern auch über die Arbeit in der Jazz Federation. Da habe ich von „Ich helfe ein bisschen über Facebook“ bis zum Vorsitz alles gemacht. Dass ich mit dem strukturellen Umfeld unzufrieden war, hat nicht dazu geführt, die Stadt zu verlassen, sondern die Situation anzupacken und das Umfeld zu gestalten.“

Und letztlich ist vermutlich die Position des Bassisten die perfekte, um aus dem Hintergrund Strippen heraus zu ziehen.

Man ist als Bassist irgendwie dabei und beeinflusst, aber man macht es eher aus der Vogelperspektive. Man beobachtet das Geschehen und guckt, wo man mit kleinen Bewegungen die Richtung ändern kann.

(Tilman Oberbeck)

In seinen mittlerweile mehr als zehn Jahren in der Hansestadt war er streckenweise unzufrieden mit dem strukturellen Umfeld. „Diese Unzufriedenheit hat nicht dazu geführt, die Stadt zu verlassen, sondern die Situation anzupacken und das Umfeld zu ändern. Nicht auf die Art und Weise, dass ich mir Gigs für meine Bands und Projekte sichere, sondern mit der Idee, das Umfeld zu stärken, weil jeder Musiker und auch ich irgendwann dadurch profitiere.“ Das neudeutsche Commitment ist ihm wichtig. Sich einbringen ist ihm wichtig. Das lebt er vor. „Die Haltung „Hier geht ja nix, also gehe ich woanders hin“ hat mich immer genervt. Unzufrieden zu sein, dann aber die Füße hochzulegen und abzuwarten, das verstehe ich nicht.“

Ein weiteres Credo kommt aus seiner Rolle als Bassist, denn da geht es weniger darum, zu glänzen und im Scheinwerferlicht zu stehen: „Ein Bassist hat seinen Job nicht, weil er Raum nimmt, sondern um Raum zu geben oder Raum zu schaffen.“

Inhaltliche Impulse geben, Ideen Raum schaffen und die Hamburger Jazzszene noch sichtbarer zu machen, sind Tilman Oberbeck wichtig. Dass er aus Süddeutschland kommt und bekennender Hamburger ist, ist ihm wichtig. „Das ist mir bei den bisherigen Jazzpreisträgern aufgefallen, fast alle sind bekennende Hamburger. Ich habe auch lange überlegt, ob ich mit Freunden nach New York oder Berlin gehen soll. Letztlich sind viele Türen aufgegangen, als ich gesagt habe: Ich bekenne mich hierzu, ich bleibe hier.“

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