Jazz Moves Hamburg
Club­festival

ÜBERJAZZ - Pionierarbeit auf Kampnagel

Ausgewählte Schätze des urbanen Jazz sammeln sich beim Überjazz

Rubrik

Konzerttipp

Veröffentlicht

20.10.25

Autor:in

Tobi Kirsch

Heiko Jahnke hat mit seinem Festival Überjazz seit vielen Jahren ein herausragendes Gespür bewiesen, kommende Stars der internationalen Jazzszene als erstes in Deutschland auf die Bühne zu stellen. Hier auf Kampnagel konnte man britische Größen wie Shabaka Hutchings in diversen Formationen wie „The Comet is coming“ hautnah erleben, wie es kurze Zeit später aufgrund seiner Prominenz nicht mehr möglich war. Hervorgegangen war das Festival aus den Hamburger Jazztagen, es wurde anfangs in Kooperation mit dem Jazzbüro Hamburg und dem NDR zusammen veranstaltet. Der Fokus war damals stärker auf die Förderung lokaler Jazzprojekte ausgerichtet, die sich in einem international sehenswertem Rahmen präsentieren konnten.

In diesem Jahr ist das Line-up erneut prall gefüllt und bildet wie üblich ein breites musikalisches Spektrum ab. Aus Chicago kommt die Spiritual Jazz -Größe Angel Bat Dawid, der Spoken Word-Künstler und Aktivist Saul Williams trifft auf Carlos Nino und dessen Band, aus der Spiritual Jazz- Ecke kommt auch Kahil El’Zabar mit seinem Ethnic Heritage Ensemble. Die spannendsten Entdeckungen waren bei den vergangenen Festivalausgaben meist die kleineren Acts wie z.B. Soul- und Jazzsängerin Melanie Charles, die nach 2019 für das Jubiläum erneut nach Hamburg kommen wird. Sie nahm u.a. auch schon für die Gorillaz Musik auf. Seine Live- Premiere in Deutschland feiert der estnische Musiker und Produzent Misha Panfilov mit seinem Septett. Er veröffentlicht seit Jahren unter diverse Pseudonymen seine abwechslungsreiche Musik, die stilistisch nur schwer zu fassen ist, das Spektrum reicht von Psychedelic Jazz bis zu Ambient-Exotica.

Aus der deutschen Hauptstadt Berlin kommen auch einige Musiker zum Überjazz, einer ist der Ungar Àbáse, der in diversen Formationen aktiv ist und auch das Dance-Projekt Zeitgeist Freedom Energy Exchange an den Keyboards live unterstützt, dass sich der Symbiose von afrikanischen Genres mit Discoelementen verschrieben hat. Aus dem HipHop kommt Produzent und Musiker J.Rocc, der zusammen mit dem Roots- Schlagzeuger Kariem Riggins auf dem Festival performen wird. Wer Riggins einmal erlebt hat, wird ihn so schnell nicht vergessen. Apropos HipHop: der Rapper und Multi-Instrumentalist Kassa Overall steht auch 2025 wieder auf der Bühne. Schon vor zwei Jahren hat er eine gewaltige Performance präsentiert, er bringt Rap und Jazz absolut selbstverständlich mit seiner Band in einen passenden Rahmen. Die Aufzählung einiger ausgewählter Namen hat es schon anschaulich werden lassen: Das Überjazz bietet einen Rahmen für sehr unterschiedliche Ansätze aktueller Jazz-Musik, spielerisch werden Genres gesprengt, das Zusammenspiel und Nebeneinander verschiedener Generation läuft selbstverständlich ab. Damit ist das Festival ein Vorreiter gewesen, an denen sich neuere Festivals wie das NueJazz in Nürnberg ein Beispiel nehmen.

So ein Festival wie das Überjazz ist nicht nur die Summe aller Konzerte, es ist auch ein Treffpunkt von Musikliebhabern. Nicht wenige Gäste reisen extra aus anderen Regionen Deutschlands an und es gibt auch immer einige Besucher aus dem Ausland. Im Foyer von Kampnagel kann man dann auch mal Personen wie DJ Koze über den Weg laufen oder anderen prominenten Musikern aus der Hansestadt. Es ist sehr lebendiges Treiben, in früheren Ausgaben auch durch DJ Sets während der Pausen unterstützt. Womit ein weiteres Standbein des Überjazz genannt wäre: Das Festival stand immer mit mindestens einem Bein im Club, es gibt einige Dance-Acts, die auf Kampnagel zum ersten Mal in Deutschland spielten. Es ist zu hoffen, dass das Festival noch lange existieren wird, in welcher Form auch immer.

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