Jazz Moves Hamburg Beta

„Mach’s noch einmal“

Das Wolfgang Schlüter Symposium in der JazzHall.

Rubrik

Konzerttipp

Veröffentlicht

14.3.2022

Autor:in

Sophie Wackerbauer

Wolfgang Schlüter • Foto: Steven Haberland

Vom 18. bis 20. März 2022 findet in der JazzHall das Wolfgang Schlüter Symposium statt. Sophie Wackberbauer hat sich mit Vibraphonist und „Ideengeber“ Hauke Renken und dem Komponisten und Arrangeur Wolf Kerschek getroffen und mit ihnen über die kleine, aber feine Vibraphon-Szene, die Jazz-Legende Schlüter und die drei Tage Workshops, Mentoring-Tandems und Konzerte in Schlüters Andenken gesprochen.

Wolfgang Schlüter

† 12. November 2018

Sein Tod war ein Schock für die internationale Jazz-Community, ganz besonders jedoch für die Mallet-Szene. Mallets, das sind die Schlägel, mit denen bei Metallophonen die Platten angeschlagen werden, und Wolfgang Schlüter konnte mit ihnen umgehen wie kein zweiter. „In ihm schimmern fast alle Vibraphonisten der Welt durch”, sagte der Journalist Michael Naura einmal über den Hamburger, der am 12.11.2018, seinem 85. Geburtstag, verstarb. Und es scheint so, als schimmerte auch etwas von Schlüter in heutigen Vibraphonisten.

Wann

18. bis 20.03.2022, 20:00 Uhr

Manche seiner Kompositionen gehören zum Standard-Repertoire des Vibraphon-Nachwuchses. So war es auch bei Hauke Renken, einem aufstrebenden Mallet-Künstler der jüngeren Generation, der dem Altmeister ein einziges Mal persönlich begegnet war. „Ich meinte zu ihm: ‘Ich bin Hauke, Vibraphonist aus Berlin und ich wollte einfach nur mal danke sagen für das, was Sie für die Vibraphon-Welt getan haben.’” Ende dieser Woche wird er Wolfgang Schlüter im noch größeren Stil Respekt zollen.

Jazz-Studiengangsleiter der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ist Wolf Kerschek. Kerschek hat seine Ursprünge beim Vibraphon und bekam mit siebzehn Jahren seine erste Unterrichtsstunde bei Wolfgang Schlüter, der ihm bis zu seinem Tod ein ständiger musikalischer Begleiter blieb. Mit Schlüters letztem Album „For You“ wollte der inzwischen fast erblindete Musiker sich noch seinen letzten großen Wunsch erfüllen: Seine Musik mit Streichern. Kerschek, der sich dazu wie berufen fühlte, arrangierte und produzierte mit ihm das Album, das Anfang 2019 mit seinem Quartett und den Streicherinnen der Jungen Norddeutschen Philharmonie in der Elbphilharmonie aufgeführt werden sollte. Das Konzert konnte Schlüter nicht mehr spielen – doch alle Beteiligten waren sich einig: Es muss stattfinden. Auch war klar: Es gibt nicht den einen oder die eine Thronfolgerin. So kam es, das sich Musiker*innen, mit denen er zu Lebzeiten am meisten zusammen gespielt hatte, je einem Stück widmeten.

Jedes Stück interpretiert von jeweils einem anderen Vibraphon-Duo

Nun soll die Vibraphon-Szene im Gedenken wieder zusammenfinden, zum ersten Wolfgang Schlüter Symposium – eingeladen durch Hauke Renken. „Die Grundidee kam im Herbst 2020, als ich meine erste Stunde bei Wolf hatte,” erzählt Renken, der von Wolf Kerschek nicht nur Schlüters musikalisches, sondern auch dessen ganz reelle Erbe – sein Vibraphon – gezeigt bekam. Schnell war klar: das Album soll noch einmal aufgeführt werden. Mit dem Vibraphon im Mittelpunkt – auch Wolfgang Schlüters persönliches Instrument wird wieder auf die Bühne gebracht („das ist doch sehr in seinem Sinne.”) Jedes Stück interpretiert von jeweils einem anderen Vibraphon-Duo. „Das ist jetzt der nächste Schritt – dass eben nicht ein Vibraphonist der rechtmäßige Erbe ist, sondern sechzehn. Eine schönere Aussage kann man eigentlich nicht machen”, so Kerschek.

Doch Hauke Renken dachte noch größer. So trägt diese Aufführung nun den Titel „Abschlusskonzert”, dem eine Woche an Workshops und dem eigentlichen Herzensprojekt Renkens vorausgeht: den Tandems. Dabei geht es dem Vibraphonisten nicht um ein „Meister-Schüler”-Verhältnis, sondern um die Verbindung „der älteren mit der jüngeren Generation.” Die Fackel wird weitergereicht. “Es geht um die Idee der generationenübergreifenden Prägung. […] ich finde das sehr zeitgemäß, die Kombination aus Wissensweitergabe, Workshop und einem Konzert,” sagt Kerschek. Dieser Austauschgedanke sei eines der wichtigsten Mittel, Jazz zu erlernen und sei in der neu eröffneten JazzHall gut platziert, da diese als Ort musikalischer Begegnung gedacht ist.

Drei Tage mit Mentoring, Workshops und Konzerten

Zu der älteren Generation gehören David Friedman, Christopher Dell, Taiko Saito, Altfried M. Sicking und Izabella Effenberg, die jeweils mit einem Newcomer oder einer Newcomerin gepaart werden und sich völlig frei einem der elf Stücke des letzten Schlüter-Albums widmen dürfen. „Diesen Austausch hätte ich mir in dem Alter auch gewünscht,” so Renken, der heute noch von solchen Erfahrungen zehrt, wie mit seinem früheren Professor Florian Poser, der für sie beide Duo-Konzerte organisierte, oder David Friedman, der mit seinen Studierenden ein Mallet-Ensemble gegründet hat. „Diese Idee des Tandems ist gewissermaßen auch [Schlüters] Art pädagogisches Konzept. Also nicht erklären und analysieren, sondern zusammen machen,” erinnert sich Wolf Kerschek an seine Zeit als Schlüters Schüler. „Ich habe gefragt ‘wie machst du das?’ und er sagte ‘ich hab keine Ahnung, aber ich mach’s noch einmal’.”

Vom 18. bis 20. März wird es zu diesem unvergleichlichen Aufeinandertreffen der deutschen Vibraphon-Szene in der JazzHall der HfMT Hamburg kommen. Die drei Tage sind vollgepackt mit den Mentoring-Tandems, Workshops und Konzerten. Am Sonntag dem 20. März kommen dann nochmal alle Tandem-Teilnehmer*innen gemeinsam mit der jungen norddeutschen Philharmonie, die maßgeblich an der Organisation des Symposiums beteiligt war, auf die Bühne. Als besonderer Gast wird Pianist Boris Netsvetaev, langjähriger musikalischer Begleiter Wolfgang Schlüters, den Abend abrunden. Auch der verstorbene Vibraphonist selbst eingespielt werden, denn, wie Wolf Kerschek so schön sagte: „Er war immer präsent, egal wie’s ihm ging […] der hat einfach niemanden hängen gelassen.”

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