©Nathan West

Julian Lage – Gitarrenvirtuose mit Liebe für Bebop und frühen Rock’n’Roll

Julian Lage ist einsilbig. Auf Interviews hat der US-Amerikaner nicht wirklich Lust. Aber warum sich auch ausformulierten Sätzen widmen, wenn man sein Instrument für sich sprechen lassen kann? Lage ist gerade mal 31 Jahre alt, und doch einer der gefragtesten Jazz-Gitarristen des Planeten.

Schon mit sechs Jahren spielte der sogleich als „Wunderkind“ bezeichnete Musiker aus der San Francisco Bay Area Konzerte, zwei Jahre später porträtierte ihn die Oscar-nominierte Dokumentation „Jules at Eight“. Lage war später Sideman von Größen wie Gary Burton, nahm Soloalben auf und Duo-Platten mit Nels Cline und Fred Hersch – stets mit akustischer Gitarre.

„Für mich hat es sich immer seltsam angefühlt, über einen Verstärker zu spielen, weil ich nicht verstanden habe, dass ich Gitarre spiele und der Sound woanders herkommt“, erzählte Lage dem Magazin Gitarre&Bass. Doch schließlich fand er seinen Frieden mit dem elektrischen Sound. Das neue Lage-Album komplettiert eine Trilogie, die sich dem Jazz und Rock’n’Roll des 20. Jahrhunderts widmet. Mit „Love Hurts“ ist der Gitarrist in den Sechziger und Siebziger Jahren angekommen, neben Stücken klassischer Jazz-Heroes wie Ornette Coleman und Jimmy Giuffre sind gleich zwei von Keith Jarrett vertreten. Lage ignoriert die Frage nach der Herausforderung, ein Trio-Arrangement für einen Song zu schreiben, der eigentlich für ein Quartett mit Klavier und Saxophon komponiert worden war. „Ich sehe mich eigentlich nicht als neuer Arrangeur dieser Songs. Wir spielen sie in ganz einfachen Versionen, und zwar so, wie wir das Original hören.“

Julian Lage ist zu gleichen Teilen Blues- und Jazz-Gitarrist, wie schon so viele vor ihm an diesem Instrument. Als Jugendlicher hörte er am Liebsten Bluesplayer wie Stevie Ray Vaughan und Eric Clapton, ehe ihm ein Lehrer den Jazz und Instrumentalisten wie Jim Hall nahe brachte. Der Sound des Julian Lage: Bebop, früher Rock’n’Roll und Surf, garniert mit der Raffinesse eines Flamenco-Virtuosen und dem Twang eines Country-Masters. „Love Hurts“, live innerhalb von zwei Tagen aufgenommen, ist sein erstes selbst produziertes Album, und das erste mit dem Bassisten Jorge Roeder und dem Drummer Dave King.

„Wir werden auf jeden Fall improvisieren und vor allem Material meiner letzten drei Trio-Platten spielen“, sagt Lage über die anstehenden Konzerte. Live ist der Mann ganz in seinem Element. In fast jedem Video ist Lage mit breitem Grinsen auf dem Gesicht zu sehen: die pure Freude am Spielen. In funkelnder Zärtlichkeit blitzt diese Euphorie auch im wohl schönsten Song des Albums auf, dem Roy-Orbison-Schmachter „Crying“. Schon das raue Vibrato der Gitarre überspringt locker alle lauernden Kitsch-Fallen; Lage steigert den Song ins Rock-hafte, ehe er sich wieder der Melodie widmet. Wer so spielen kann, muss nicht viele Worte verlieren.


Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 27.03.2019, 20:30 Uhr.
Ausverkauft! Restkarten an der Abendkasse. Mehr Infos hier.

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