©Jenny Schäfer

Derya Yıldırım – die Psych-Pop-Sensation von der Veddel

Blitz und Donner zum Jahresabschluss im Knust: am 29. November tritt die Sängerin und Lautenspielerin mit ihrer Psychedelic-Rock/Jazz-Band Grup Şimşek im Knust auf.

Es ist zwei Jahre her, dass Derya Yıldırım & Grup Şimşek zuletzt im Knust im Hamburger Schanzenviertel spielten. „Das war sehr emotional und unvergesslich. So viele Freunde waren da!“ erinnert sich Derya. In Hamburg wurde sie 1993 geboren, wuchs zwischen roten Klinkerhäusern auf den Inseln der Veddel auf. Sie besuchte die Musikschule, lernte vier Instrumente gleichzeitig und sang im Chor.

Zwei Jahrzehnte später gehört sie zu gefragtesten Musikerinnen der Stadt. Derya trat neben Grup Şimşek (ausgesprochen „Schimschek“) bereits solo, mit den Klassikern des Ensemble Resonanz und mit verschiedenen Duos auf, allein drei Mal auf den Bühnen der Elbphilharmonie.Dabei muss man ihr Instrument hierzulande immer noch erklären. Die Musikerin singt und spielt die Saz, eine türkische Langhalslaute, auch Bağlama genannt. Deutschlandweit ist sie die einzige Studentin mit Hauptfach Bağlama, auch wenn ihr Studium aufgrund ihrer Bandverpflichtungen derzeit ruht.

„Die Bağlama ist wie das Klavier in deutschen Haushalten, sagt Derya Yıldırım, deren Eltern aus der Türkei einwanderten. „In jeder türkischen Familie kann sie mindestens eine Person spielen. Die Saz ist wie eine gute Freundin für mich, ich fühle mich von ihren Klängen verstanden.“ Derya widmet sich mit Vorliebe klassischer anatolischer Volksdichtung. Mehrfach hat sie Werke von hoch angesehenen türkischen Poeten wie Aşık Mahzuni Şerif in Musik übersetzt – zumeist für ihre Band.„Şimşek“ bedeutet „Donnerschlag“, „Yıldırım“ übersetzt „Blitz“.

Derya Yıldırım & Grup Şimşek, das sind vier MusikerInnen mit Wurzeln in vier verschiedenen Nationen. DJ Sebastian Reier alias Booty Carrell brachte Derya im Jahr 2014 für ein Festival mit KünstlerInnen aus Frankreich und Großbritannien zusammen. Mit jedem Jahr wuchs die Bekanntheit der Gruppe, allein im Sommer 2019 spielten sie wochenlang auf Festivals in ganz Europa. „Wir wollten in die USA, hatten richtig krasse Pläne für 2020“, sagt Derya. „Weil wir eine europäische Band sind, ist das Touren für uns seitdem schwierig. Aber wir lassen uns nicht fertig machen. Wir machen einfach weiter.“

Grup Şimşek mit Drummerin Greta Eacott, Gitarrist Antonin Voyant und Keyboarder Graham Mushnik stehen für einen tanzbaren, zeitlosen Sound. Lavalampen-erleuchteter Psychedelic-Rock trifft auf jazzigen Pop mit funky Grooves, türkischer Seventies-Pop auf anatolische Folklore. Das kommt an: Konzerte in Berlin und Hamburg sind regelmäßig ausverkauft, ein Magazin sprach von einer deutsch-anatolischen „Psycho-Pop-Sensation“.
Derya singt ausschließlich auf türkisch, doch wer ihre helle, zutiefst sehnsuchtsvolle Stimme hört, stellt keine Fragen nach der Bedeutung der Texte. Die Virtuosität und der Bühnen-Charme der Sängerin, die sich stets auf der Bağlama begleitet, sprechen eine internationale Sprache.

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen: viele Live-Konzerte wird es 2021 nicht mehr geben. Der Knust-Gig, bei dem das aktuelle Album „Dost 1“ vorgestellt wird, dürfte eine der letzten Gelegenheiten sein. „Ich würde sagen: Ich bin eine Perle von Hamburg,“ meint Derya mit charmantem Selbstbewusstsein. „Hamburg ist ein Heimspiel. Es ist unglaublich: es gibt hier viele Leute, die seit mehr als zehn Jahren zu jedem meiner Konzerte kommen.“

Konzert: Knust, 29. November, 21h, 2G+ (tagesaktueller Test)
Tickets hier

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