Robert Hedemann, Hamburger Bassposaunist und Tubist, ist einer der gefragtesten Musiker der Hansestadt. Als Gründer und Organisator der Big Band „JazzKombinat“ hat er eines der aktivsten Ensembles Norddeutschlands ins Leben gerufen. Auch bei der NDR Bigband sorgt er bei seinen regelmäßigen Aushilfen als Bassposaunist für die tiefsten Töne im Blech. Seit ein paar Wochen ist der 28-Jährige festes und jüngstes Mitglied der HR Big Band in Frankfurt – bleibt der Hamburger Jazzszene jedoch weiterhin erhalten. Philipp Püschel hat ihn für JAZZ MOVES getroffen.
Robert, für Dich ist das Big Band-Spielen in den letzten Jahren zum Alltag geworden. Nun bist du neues Mitglied in einem der renommiertesten Jazz-Orchester der Welt. Wie war dein Start im neuen Umfeld?
Ich wurde sehr herzlich in Frankfurt aufgenommen. Die neuen Kollegen sind super nett und für mich ist das alles erstmal neutraler Boden, was sich sehr gut anfühlt. Durch den Umzug und die Eingewöhnung war erstmal noch total viel los, deswegen konnte ich mich noch gar nicht so richtig sortieren, aber ich freue mich, wenn es nach der Weihnachtspause so richtig losgeht.
Feste Anstellungen für Jazzmusiker, insbesondere als Bassposaunist, kann man in Europa ja beinahe an einer Hand abzählen…
Dass diese Stelle ausgeschrieben wurde, wusste ich schon lange, da mein Vorgänger, Manfred Honetschläger, in Rente gegangen ist. Ich durfte Anfang dieses Jahres bereits zwei Produktionen als Aushilfe spielen. Im September gab es dann ein Vorspiel, zu dem verschiedene Bassposaunisten aus ganz Europa eingeladen wurden. Ich habe dann auf meinen Sommerurlaub verzichtet und habe versucht, mich so gut es geht auf dieses einstündige Vorspiel vorzubereiten. Die Chance wollte ich nutzen und habe viel dafür gearbeitet. Für mich ist das Spielen in einer Big Band eine wahnsinnig große Leidenschaft und daher ist diese Stelle ein absoluter Traumjob.
In den letzten Jahren hast Du ja auch die NDR Bigband in Hamburg gut kennengelernt. Gibt es da einen Unterschied zu den Kollegen in Frankfurt?
Das Programm der NDR Bigband ist etwas avantgardistischer ausgerichtet und das Ensemble ist sehr stark von den einzelnen, herausragenden Solisten geprägt. Auch die HR Big Band besteht aus fantastischen Musikern, doch der Fokus liegt hier etwas mehr auf einem homogenen Gesamtsound des Ensembles. Auch die Stilistiken bei der Programmgestaltung sind etwas breiter aufgestellt und die Band legt Wert darauf, eine Brücke aus künstlerisch hochwertigen Produktionen und gesellschaftlich-relevanter Initiative zu bauen. So ein Rundfunk-Klangkörper hat ja auch immer einen gewissen Öffentlichkeitsauftrag. Zum Beispiel spielen wir diese Woche ein Weihnachtsprogramm, das an eine Kinderspendenaktion gekoppelt ist.
Was erwartet Dich im kommenden Jahr?
Wir starten mit einem Programm mit Joshua Redman, geleitet von unserem Chefdirigenten Jim McNeely, auf das ich mir sehr freue. Auch spielen wir Konzerte mit dem Saxofonisten Miguel Zenon und dem Pianisten Omer Klein. Oder ein „A Night At Village Vanguard“-Programm mit dem Saxofonisten Dick Oatts und ein Open-Air-Konzert mit Nils Landgren.
Aber du bleibst Hamburg erhalten?
Ich will auf jeden Fall so wenig wie möglich in Hamburg aufgeben. Mir ist hier sehr vieles an’s Herz gewachsen und inbesondere mit dem JazzKombinat haben wir in den letzten Jahren ein Projekt aufgebaut, in dem sehr viel Leidenschaft steckt. Das aufzugeben wäre schade. Von daher möchte ich den Draht nach Hamburg so intensiv wie möglich halten. Und ich glaube, dass es viele hier gibt, die noch gar nicht so richtig wissen, dass ich eigentlich nun in Frankfurt bin.